Fachbereich Deutsch
Sprachfähigkeit und fachliches Lernen
Im Lehrplan 21 wird die Bedeutung der Sprache als zentrale Funktion bei der Entwicklung des Denkens, beim Gestalten sozialer Kontakte, beim Lösen von Problemen und beim Erwerb von Strategien und Methoden beschrieben. Sprache spielt eine entscheidende Rolle beim und für das Lernen (LP21 Methodische Kompetenzen, 17; Bräuer u.a. 2006, S. 20–26).
Der Zyklus 1 ist die Phase der Erweiterung der mündlichen Sprachkompetenzen und des Schriftspracherwerbs. Die Kinder sind auf dem Weg vom sprechenden zum schriftsprachlich denkenden Menschen. Sie werden in eine neue Welt des Lernens eingeführt und entdecken die Welt der Schrift.
Sie kommen mit ihrer Familiensprache in den Kindergarten und wachsen in die Schulsprache und Bildungssprache (Sprache des Lernens, Grundlagen LP21, 23: beobachten, imitieren, gestalten, mitmachen, erproben, erweitern) hinein. Sie lernen, sich mündlich und schriftlich immer genauer auszudrücken (Literatursprache, Fachsprache. Feilke 2014, 4–13). Sie spielen Rollen, setzen sich in Szene und erproben den Perspektivenwechsel. Sie können die Codes von Bildern, Piktogrammen, Symbolen und Zahlen lesen und deren Bedeutung interpretieren und abstrahieren. Die Kinder lernen, sich in Gespräche einzubringen, das Sprechorgan gezielter einzusetzen (Sprechapparat, Mundmotorik, Aussprache) und präziser zu artikulieren (formulieren, betonen, ausdrücken, fragen, antworten). Sie hören und verstehen genauer und können Laute, Silben und Wörter akustisch zunehmend unterscheiden und identifizieren. Sie erkennen die Beziehung von Lauten (Phoneme) und Buchstaben (Grapheme/Zeichen) und entwickeln Vorstellungen von Wörtern und vom Wortbegriff (Was ist ein Wort? Was sind Wortlücken/Spatien?). Sie erwerben Vorstellungen vom Raum (oben, unten, hinten, draussen, drinnen) und von der Zeit (vorher, nachher, jetzt, später, manchmal, immer) und verstehen Verbindungen und Erklärungen (und, mit, weil, damit, deshalb). Sie entwickeln sich vom Kritzeln und Zeichnen zum Schreiben (Elemente der Schrift: Striche, Arkaden, Girlanden, Kreise, Buchstabenformen und -abläufe) und von der Grob- zur Fein- und Grafomotorik (Raumvorstellungen der Buchstaben, Druck, Führung, Tempo, Genauigkeit, Orientierung auf dem Papier, Rand, Abstand, Darstellung). Sie verschriften und erlesen Wörter (decodieren -> Inhalt erkennen, recodieren -> Buchstaben in Laute umwandeln), Sätze und einfache Texte. Die Kinder lernen, über ihre sprachlichen Leistungen nachzudenken, sie zu optimieren und wieder zu erproben.
Auf dieser Basis bieten die folgenden Leitfragen und Beobachtungsmöglichkeiten eine Grundlage und Einstiegsmöglichkeit, um die Kinder in ihrem Sprach- und Schriftspracherwerb einzuschätzen, ihre Stärken und Schwächen zu erkennen und darauf aufbauend den Unterricht zu entwickeln und sprachliche Aufgabenstellungen zu gestalten und zu formulieren. Dabei ist es wichtig, das Denken der Kinder sichtbar zu machen und immer wieder nachzufragen: Was hast du dir bei diesem Bild überlegt? Woran hast du beim Schreiben des Wortes gedacht? Wie bist du auf diese Idee gekommen? Was kannst du zu den Wörtern sagen? So gewinnen die Lehrpersonen wichtige Informationen zum Lernstand, zur Sprach- und Schriftsprachentwicklung, und sie können entsprechend die nächsten Lernschritte planen.
Literatur
Bräuer, Gerd (2006): Schreiben(d) lernen, Ideen und Projekte für die Schule. Edition Körber Stiftung, Hamburg
Feilke, Helmuth (2012): Praxis Deutsch, Nr. 233. Velber
Lehrplan 21 (2016): http://www.lehrplan21.ch/
Nickel-Bacon, Irmgard/Wrobel, Dieter (2012): Praxis Deutsch, Nr. 231. Velber